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Ernährung

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Mahlzeitenversorgung:

imageDurch das familiäre Zusammenleben und die intensive Betreuung der Mitarbeiter, die ausschließlich in der Wohngemeinschaft tätig sind, erreichen wir auch in der Mahlzeitenversorgung ein hohes Maß an Qualität. Zusammen mit den Bewohnern wird ein Speiseplan für die Woche erstellt. Das Konzept sieht die eigenständige Planung des täglichen Lebens, in Hilfestellung der Mitarbeiter vor, so gehört zur Erstellung des Speiseplans letztlich natürlich auch die Planung und Durchführung des Einkaufes, sowie die gemeinsame Zubereitung und der Verzehr in der gemütlichen Wohnküche.

Einen Demenzkranken gut versorgen heißt, auf ihn eingehen, das Essen daran anpassen, was er kann oder nicht mehr kann. Es heißt, ihn genau beobachten, viel Zeit und Geduld haben. Keine leichte Aufgabe für den, der mit am Tisch isst und seinen Schützling gut versorgt wissen will. Zehn Tipps, die zum Essen verführen.

1. Lieblingsgerichte kochen

Vertrautes gibt dem Demenzkranken Sicherheit. Kochen Sie, was er kennt und mag. Essenswünsche können viele aber nicht äußern – fragen Sie also gar nicht danach. „Bereits in der frühen Demenz fallen Entscheidungen schwer“. „Schon ein Restaurantbesuch kann den Kranken überfordern. Gehen Sie die Speisekarte mit ihm zusammen durch, und geben Sie unauffällig Hilfe, zum Beispiel: Schnitzel isst du doch so gern, das wäre doch was.“

2. Für Klarheit am Tisch sorgen

In einer späteren Phase kann der Kranke nicht mehr entscheiden, ob er zuerst ein Stück Schnitzel, eine Kartoffel oder Gurkensalat essen soll. „Besser kleine Tellerchen davon nacheinander servieren“.  Vermeiden Sie alles, was den Kranken irritieren könnte, etwa eine Serviette mit Obstmuster. Blumen sind gut gemeint, der Kranke könnte sie aber mit Essbarem verwechseln. Nutzen Sie Farbkontraste: etwa farbiges Geschirr auf einer hellen Tischdecke.

3. Alle Sinne ansprechen

Wenn es nach frisch aufgebrühtem Kaffee oder Brötchen duftet, der Wasserkessel pfeift, das Geschirr beim Tischdecken klappert, die Zeitung gereicht wird, stehen alle Zeichen auf Frühstück. Das ruft auch beim Demenzkranken Erinnerungen an angenehme Esssituationen wach.

4. Für Ruhe sorgen

Knurrt der Magen oder ist der Mund trocken, signalisiert das Hunger oder Durst. Aber der Kranke kann es oft nicht richtig deuten, oder er weiß nicht, ob er schon gegessen hat. Er tut es nach dem Lustprinzip: Ist die Stimmung am Tisch gut und fühlt er sich wohl, bleibt er länger sitzen. Vermeiden Sie daher unangenehme Themen wie Arztbesuche, die der Kranke vielleicht als Stress empfindet.

5. Ein Beispiel geben

Bei einer Sache zu bleiben ist eine der schwersten Übungen für einen Demenzkranken. Setzen Sie sich zu ihm, und essen Sie mit ihm zusammen. Das signalisiert ihm: „Jetzt ist Essen dran.“ Sätze wie „Zum Wohl!“ oder „Es schmeckt köstlich!“ wecken das Interesse am Essen immer wieder neu. Nehmen Sie gegenüber Platz, dann kann der Kranke von Ihnen abschauen. Belehrende Worte sind keine Hilfe, sie machen dem Betroffenen eher schmerzlich seine Defizite bewusst.Ernährung

 

6. Den Geschmack anpassen

Geschmacksvorlieben ändern sich im Lauf der Erkrankung. „Ich rate immer zum Experimentieren“, sagt Konstanze Pilgrim. Süßes kommt bei vielen gut an, auch wenn sie früher keine Süßschnäbel waren. Denn diesen Geschmack können Ältere, und noch mehr Demenzkranke, am längsten deutlich wahrnehmen. Sauer, bitter und salzig dagegen verlieren an Intensität. „Das Schnitzel zu zuckern ist zwar unüblich, aber vielleicht mag der Kranke es so lieber“. Und wenn die Speisekarte auf Marmeladenbrot morgens, mittags und abends zusammenschrumpft, ist das auch in Ordnung. „Vergessen Sie die Empfehlungen von Ernährungsexperten“. „Wichtig ist, dass der Kranke überhaupt etwas isst.“

7. Fingerfood anbieten

Manche Demenzpatienten empfinden die Gabel als Bedrohung, kommen aber mit einem löffeltauglichen Essen gut zurecht. Haben Kranke vergessen, wie Messer und Gabel zu benutzen sind, können sie es noch eine Weile abschauen. Später muss man vielleicht einen Impuls geben, den Löffel in die Suppe zu tauchen, und einen weiteren, um ihn zum Mund zu führen. „Wer selbst mit diesen Hilfen nicht mehr zurechtkommt, soll auch mit den Fingern essen dürfen“. „Das ist etwas ganz Natürliches.“ Die Portionen sollen nicht größer als eineinhalb Zentimeter sein, damit man sie mit einem Happen essen kann.

8. Ess-Stationen einrichten

Viele Demenzkranke entwickeln mit der Zeit einen starken Bewegungsdrang und halten oft keine ganze Mahlzeit am Tisch durch. Dann essen sie eben im Vorbeigehen.  Man schlägt dazu Ess-Stationen an Plätzen vor, wo der Kranke oft vorbeikommt. Dort steht ein Tablett mit Fingerfood. Wer viel herumläuft, verdoppelt eventuell seinen Energieverbrauch. Hochkalorische Trinknahrung kann einen Teil davon liefern. „Testen Sie, ob Ihr Angehöriger sie akzeptiert“.

9. Konsistenz anpassen

Später im Krankheitsverlauf treten oft Schluckstörungen auf. Hustet der Kranke, verschluckt sich, würgt oft, räuspert sich beim Essen oder ist die Stimme belegt, sind das Warnzeichen. Ein Arzt kann die Diagnose stellen. Passen Sie die Speisen an: Kartoffeln sind günstiger als Reis. Oft reicht es, nur das Fleisch zu pürieren. Dicken Sie Pürees verschiedener Farbe an wie eine Mousse und füllen sie schichtweise in kleine Backformen, das sieht gut aus. „Einen Sinn für Ästhetik haben Demenzkranke sehr wohl“.

10. Das Essen reichen

Setzen Sie sich rechts von dem Kranken, und führen Sie seine Hand. Dann öffnet sich sein Mund reflexhaft. Bieten Sie den nächsten Bissen erst an, wenn der vorherige geschluckt ist. Respektieren Sie Pausen. Zum Essen zu überreden erzeugt eher Ablehnung. Bestreichen Sie lieber die Lippen mit leckerer Flüssigkeit. „Gehen Sie nicht zu früh dazu über, das Essen zu reichen“. „Das kann entwürdigend sein. Wenn der Kranke noch selbst essen kann, aber lange dafür braucht, schenken Sie ihm diese Zeit.“